Das Foto aus dem Privatarchiv zeigt die junge Sammlerin Ingvild Goetz vor einer Arbeit Michael Buthes, bestehend aus einem runden goldenen Kreis mit dunklen Vogelfedern an dessen Rand befestigt. Sammlung Goetz München
Sammlung Goetz

Michael Buthe und Ingvild Goetz. Eine Freundschaft

Michael Buthe (1944-1994) war schon zu Lebzeiten eine Legende. Wie ein Prinz inszenierte sich der Künstler in seiner eigenen märchenhaften Welt. Ingvild Goetz lernte Buthe in den 1970er Jahren kennen und sammelte seitdem kontinuierlich seine Werke. Die Ausstellung in der Sammlung Goetz gibt mit mehr als 40 Gemälden, Objekten, Materialcollagen, Papierarbeiten und privaten Fotografien von 1968-1994 einen Einblick in seinen künstlerischen Kosmos und seine Freundschaft mit der Sammlerin.

„Kunst an sich ist Religion. Und ich glaube, dass Künstler wirklich eine Priesterfunktion haben.“, erklärte Michael Buthe in einem Interview. Er brachte Spiritualität in die Zeit der künstlerischen Konzepte und scheute sich nicht davor, sie mit der Opulenz des Orients und Motiven des Kitschs zu verbinden. Mit Federn geschmückt und in wallenden Gewändern agierte er wie ein Schamane bei seinen Performances und verwandelte seine Ausstellungen in ein mystisch-magisches Gesamtkunstwerk. Seinen Weggefährt*innen bleibt „Michel de la Sainte Beauté“ – wie er sich selbst ironisch nannte, nach seinem frühen Tod als schillernde Künstlerpersönlichkeit in Erinnerung.
Ingvild Goetz lernte Buthe, der ein Nomad*innenleben zwischen dem Rheinland und Marokko führte, in Köln kennen, besuchte ihn in seinem Studio in Marrakesch und ließ sich von seinem überbordenden Bilderkosmos verzaubern. Beide vereinte die Neugier auf Unbekanntes, das Interesse an fremden Kulturen und die Sehnsucht nach Spiritualität im alltäglichen Leben. So errichtete Buthe der Sammlerin auch einen Meditationsturm auf ihrem Privatgrundstück in Spanien, den er feierlich mit einem mystischen Ritual einweihte.
Die Ausstellung in der Sammlung Goetz präsentiert Michael Buthe in der gesamten Bandbreite seines künstlerischen Schaffens, angefangen von frühen minimalistischen Zeichnungen und Objekten von 1968/69 über Materialcollagen mit Federn, Pflanzenteilen und Glanzpapier, großformatige Aquarelle und Gemälde mit Gold- und Silberbronze bis hin zu umfangreichen Mappenwerken von 1993-94, die nun erstmals zu sehen sind. Die Präsentation wird ergänzt durch Dokumentationsmaterial und Fotografien aus dem privaten Album von Ingvild Goetz.

Kuratiert von Karsten Löckemann

 

Michael Buthe und Ingvild Goetz – Eine Freundschaft

176 Seiten, 119 Abb., Softcover
Deutsch
2016, Hatje Cantz Verlag, Berlin
ISBN 978-3-7757-4224-5
€ 35,00

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Gutai. Sammlung + Goetz

| Pinakothek der Moderne | Sammlung Moderne Kunst

Die Sammlung Moderne Kunst präsentiert seit 2019 in der Pinakothek der Moderne im Rahmen des Formats Sammlung+ künstlerische Entdeckungen, Neuerwerbungen sowie thematische Schwerpunkte im Zusammenspiel mit Partnern und Stiftungen. Auf diese Weise werden neue Perspektiven auf die Sammlungen eröffnet, Einblicke in die Forschungsarbeit gegeben und Dialoge hergestellt. In diesem Rahmen wird eine Auswahl von Gemälden der japanischen Künstlergruppe Gutai aus dem Bestand der Sammlung Goetz in Saal 23, innerhalb einer Raumflucht präsentiert, die nahezu zeitgleiche regionale und deutsche Abstraktionsphänomene unter dem Titel „Walk the Line“ fokussiert. 1954 vom abstrakten Maler Jiro Yoshihara gegründet, gehört sie mit der Verbindung von Aktion, Abstraktion und Materialität zu den innovativsten künstlerischen Bewegungen des 20. Jahrhunderts.

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