Die Sammlerin Ingvild Goetz

Die Sammlung Goetz wurde 1993 durch Ingvild Goetz gegründet. In diesem Jahr eröffnete die Sammlerin ihr Privatmuseum in München-Oberföhring, das die Schweizer Architekten Herzog & de Meuron in ihrem Auftrag 1989/90 geplant und Meier-Scupin Architekten 1991/92 ausgeführt hatten. Die Sammelleidenschaft von Ingvild Goetz reicht aber viel weiter zurück. Ihr erstes Kunstwerk erwarb sie schon 1969. Dabei handelte es sich um eine Grafikmappe des britischen Pop-Art Künstlers Eduardo Paolozzi. Mit der Entstehung des Siebdrucks erlebte die Druckgrafik in den 1960er Jahren eine neue Blütezeit. Als Auflagenobjekte machte sie die Gegenwartskunst für nahezu jedermann erschwinglich. Um junge Kunst einem breiteren Publikum näher zu bringen, betrieb Ingvild Goetz zwischen 1969 und 1972 in Konstanz den Mail-Order-Grafikverlag edition art in progress. 1972 eröffnete sie die Galerie art in progress in Zürich. Doch das zur Eröffnung geplante politische Happening von Wolf Vostell endete mit einem Eklat. Die Schweizer Behörden verweigerten ihr die Erteilung der bereits versprochenen Aufenthaltsgenehmigung. Deshalb schloss Ingvild Goetz 1973 die Galerie in Zürich und setzte ihre Arbeit in München weiter fort. In den Räumen in der Maximilianstraße zeigte sie Ausstellungen mit Künstlern wie Christo, Cy Twombly, Giulio Paolini, Jannis Kounellis, Hanne Darboven, Brice Marden, Annalies Klophaus, Sol Lewitt, Neil Jenney, Michael Buthe, Jürgen Klauke und Mario Schifano. 1975 eröffnete sie außerdem eine Filiale der Galerie art in progress in Düsseldorf.

In dieser Zeit wuchs auch die Sammlung weiter mit Werken von Künstler*innen, die sie in der Galerie gezeigt oder mit Kolleg*innen getauscht hatte. 1984 schloss sie die Galerie, um sich ganz der systematischen Erweiterung ihrer Sammlung zu widmen. Die ersten Sammlungsschwerpunkte waren die Arte Povera und amerikanische Künstler*innen der 1980er Jahre. Die etwa 300 Arbeiten aus der Galeriezeit bildeten den Grundstock für die heutige Sammlung Goetz. Später folgten die Young British Artists, Medienkunst, Gutai, italienische Kunst nach 1950, Gegenwartskunst und Einzelpositionen deutscher Künstler*innen als neue Sammlungsschwerpunkte.

Obwohl das Sammlerhaus ursprünglich nicht für die Öffentlichkeit geplant war, zeigt Ingvild Goetz dort seit 1993 die Werke ihrer immer größer werdenden Sammlung in wechselnden Einzel- und Gruppenausstellungen. Hinzu kommen zahlreiche Kooperationsprojekte mit namenhaften Institutionen weltweit.

Für ihr Engagement wurde Ingvild Goetz mit vielen Preisen und Ehrungen ausgezeichnet. Dazu gehören unter anderem der Art Cologne Preis (2001), der Kulturpreis München Leuchtet (2001), der Montblanc de la Culture Arts Patronage Award (2007), die Ehrenmedaille der Technischen Universität Dresden für die Stiftung der Professur für Grundlagen und Intervention bei Essstörungen (2008), die Ehrenmitgliedschaft der Bayerischen Akademie der Schönen Künste (2011), das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (2011), der Bayerische Verdienstorden (2013), sowie die Hommage der Konrad-Adenauer-Stiftung (2017) und den Kulturellen Ehrenpreis der Landeshauptstadt München (2021) für ihr Lebenswerk. Seit 2018 ist sie ehrenamtliches Mitglied des Expertenrats im Haus der Kunst und seit 2019 Vorsitzende des Kuratoriums der Pinakothek der Moderne.

Ingvild Goetz ist darüber hinaus in verschiedenen karitativen Projekten persönlich und finanziell engagiert.

Ingvild Goetz mit Abigail Lane, Sam Taylor-Johnson und Mona Hatoum in 1998, photo: Isabel Mahns-Techau
Ehrung von Ingvild Goetz durch die Konrad Adenauer Stiftung in 2017, photo: KAS/Juliane Liebers

"Kunst ist meine große Liebe"

Der Sammlerin Ingvild Goetz zum 80. Geburtstag